Integration: Lokal willkommen

Die „lokal willkommen“-Mitarbeiter Ulrike Podhajsky und Andreas Schmitz-Grenda vor dem Werk der „Sprayacademy“ - mit Dortmunder Willkommensgrüßen in unterschiedlichen Sprachen. (Foto: RoMü)
Die „lokal willkommen“-Mitarbeiter Ulrike Podhajsky und Andreas Schmitz-Grenda vor dem Werk der „Sprayacademy“ – mit Dortmunder Willkommensgrüßen in unterschiedlichen Sprachen. (Foto: RoMü)

Von Roland Müller

Keine 40 Meter entfernt von der Statue einer „träumenden Frau“ des weit über die Landesgrenzen hinaus bekannten Hörder Bildhauers Bernhard Hoettger (1874-1949) werden in den Räumen des „lokal willkommen“ am Schildplatz Sprachgrenzen überwunden und die Sehnsucht von Flüchtlingen nach ihrer Heimat ein wenig gemildert: Das Dortmunder Integrationsnetzwerk hört sich zwar etwas kompliziert an, versteht sich aber als Mittler, Helfer, Fürsprecher und Zuhörer und ganz praktische Anlaufstelle für all jene, die von Krieg, Hunger und Verfolgung entwurzelt wurden.
Das Netzwerk ist in Dortmund in sieben Stadtbezirken etabliert, für Hörde und Hombruch sind die Sozialarbeiterin Ulrike Podhajsky und der Erziehungs-Pädagoge Andreas Schmitz-Grenda verantwortlich.

Beide sprechen von „vier Säulen“ ihrer Arbeit, die sich so bunt und vielfältig darstellt, dass man fast von vier autonomen Fachbereichen sprechen könnte. Das wäre zum Beispiel die „Gemeinwesenarbeit“, bei der, wie es Ulrike Podhajsky ausdrückt, „wir einfach schauen, wo was fehlt und wie wir für Abhilfe sorgen können.“ So leben derzeit in Dortmund etwa 85 000 „Drittstaat-Angehörige“ (Flüchtlinge) und 45 000 Menschen aus EU-Staaten. Da wundert es eben nicht, dass die zweite Säule aus der „Beratung“ von Menschen jeden Alters zu den Schwerpunkten gehört: Wer sucht anfänglich nicht ein Dach über dem Kopf, ein Bett, eine Wohnung, eine Arbeit, eine Schule, einen Arzt, einen Spielplatz? In der schlichten Summe ausgedrückt: 600 Haushalte und über 2200 Kontakte – im Jahr.
Doch von einer „Einbahnstraße“ möchten die „lokal-Mitarbeiter“ nicht sprechen, gehört doch zu ihrer Arbeit auch die „Förderung des Ehrenamtes“ (dritte Säule), oft wahrgenommen von Flüchtlingen selbst oder ehrenamtlichen Helferinnen. Dazu zählen viele, die einfach „etwas zurückgeben und sich bedanken möchten für Dortmunder Gastfreundschaft“; oder jener junge Mann, der in Odessa Zahnmedizin studiert hat, außerdem russisch, ukrainisch und arabisch spricht – heute hilft er  bei „lokal willkommen“ als Dolmetscher. Diese Dankbarkeit schafft Nähe, Verständnis, hilft Vorurteile auf beiden Seiten abzubauen und ermöglicht auch so Integration.
„Säule vier“ hat viel mit Kaffee, Kuchen und Gesprächen zu tun – wenn sich das „lokal willkommen“ zu einem „Ort der Unterhaltung“ wandelt: „Wir verstehen uns als Schlüsselstelle, die nicht nur dem Reden sondern auch dem Zuhören dient“, sagt Andreas Schmitz-Grenda. Denn wo kommt man besser ins Gespräch, wenn nicht in der „Willkommen“-Küche, wo Rezepte  so verschiedener Herkünfte einfach geändert werden: eine persische Linsensuppe mit westfälischem Grünkohl oder ein Kichererbsenbrei mit Hörder Frikadelle.
Und zum Nachtisch schaut man sich die Graffiti-Wand der Sprayacademy Wetter an (Projektleiter Manuel Schumacher), die mit der bunten Fantasie von Farben in vielen Sprachen herzlich willkommen heißt, vor allen Dingen aber Kindern Dortmunder Möglichkeiten in Bildsprache näher bringen möchte: Freibad Froschloch, Skaterbahn, BVB, Zoo, Tanzen oder ein Ausflug zum Hafen.
Bei so viel internationaler Unterhaltung in der Spray-Sprache (finanziert von der Sparkasse Dortmund) nimmt es auch nicht wunder, wenn der Erzieher Andreas Schmitz-Grenda mit einem lustigen Lächeln verrät: „Wissen Sie – Zaziki ist eigentlich doch ein deutsches Gericht.“
Infos: 
„lokal willkommen“, Schildplatz 7, Tel.: 50-111 38/39
email: lokalwillkommen@IWOstadtdo.de
Offene Sprechstunde:
Di.: 9 – 12 Uhr (kurdisch/arabisch)
Do.: 9 bis 11 Uhr und 13-16 Uhr
Termine nach Vereinbarung