Das Mehrgenerationenhaus „B3“

Michael Kebekus, organisatorischer Leiter Mehrgenerationenhaus Foto: RoMü
Michael Kebekus, organisatorischer Leiter Mehrgenerationenhaus Foto: RoMü

Von Roland Müller

„Wir möchten Menschen zusammenbringen und dabei eine Wohlfühl-Athmosphäre schaffen“, sagt Michael Kebekus, als diplomierter Sozialarbeiter (42) verantwortlich für die Organisation und thematische Ausgestaltung des Mehrgenerationenhauses in der Niederhofenerstraße 52.
Dabei zählen Einsamkeit und Armut zu den großen Themen, denen sich das Haus besonders widmen will.
Unter der Trägerschaft des „Sozialdienst kath. Frauen Hörde“ ist so ein Angebot entstanden, das sich in seiner Kurzform als „B3“ zusammenfassen lässt: „Begegnung – Betreuung – Beratung“.
Ob es sich um den „Digital Kompass“ handelt oder das „Repair Café“ – stets stehen ehrenamtliche Helferinnen und Helfer bereit, um im Gespräch ganz praktische Hilfe zu leisten.


Ein defekter Akku-Rasentrimer gehört noch lange nicht auf den Müll, wie Doris Kuckelke erfahren hat: „Die vom Baumarkt haben mir geraten, das Ding zu entsorgen, tatsächlich war aber nur ein kleines Ersatzteil notwendig.“ Und das wurde dann von einem netten B3-Helfer eingebaut – kostenlos natürlich. Und nebenbei hat man sich noch prima bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen unterhalten.
Prinzipiell sind alle Angebote des Mehrgenerationenhauses kostenlos, mit Ausnahme der Sportkurse. „Wir wollen unseren Gästen die Angst nehmen“, beschreibt Michael Kebekus den sozial-psychologischen Ansatz seines Haues: „Im Gespräch miteinander geht die Angst vor Computer-Problemen oder einem Smartphone verloren.“ Und plötzlich weiß dann auch ein betagter Senior, wie er seinem Enkel eine Mail per Handy schreiben kann.
Für Unterhaltung ist natürlich auch im weiteren Sinn gesorgt: beim Literaturkreis, im Café Herzstück oder beim Spieletreff „Rummikub“.

Ein Nachmittag im „Repair -Café:  Die ersten  „Kunden“ sind schon da, genießen einen Kaffee und ein Stück Kuchen. Weiter hinten hat die „Werkstatt“ ihren Platz, dort sitzen die ehrenamtlichen Helfer vor ihrer Werkbank – die „Sprechstunde“ kann beginnen: „Herr Maekler bitte!“  Der „Patient“ (73) klemmt seinen Akku-Staubsauger untern Arm, wird begrüßt von Siegfried Rack (gleicher Jahrgang): „Na, was fehlt ihm denn?“ – „Saugkraftverlust.“ Zur Fehlersuche wird das Gerät aufgeschraubt . Online, erzählt der ehemalige Schriftsetzer, habe man ihm geraten, einen neuen Akku zu bestellen. 80 €. Aber nicht lieferbar. „Also bin ich jetzt im Repair-Café.“ Noch nicht an der Reihe ist Charlotte Kraus, ihr Wasserkocher hat schlapp gemacht. Irgendwie springt der Startschalter immer raus. Und, wie alt ist das Gerät? „Das ist so alt, dass ich nicht mehr weiß, wie alt das Ding ist.“ Charlotte Kraus hofft jetzt auf eine erfolgreiche Reparatur und lobt damit auch gleichzeitig die Repair-Idee: „Sie hilft uns, nachhaltiger zu leben, denn was nicht auf dem Müll landet, schont die Umwelt.“ Sabine Mellis ist vom Sommerberg/Höchsten angereist, mit einem weichen Wärmeunterbett und einem Haartrockner der Marke „no name“. Der Haartrockner ist in der Garage mehr oder weniger ausgetrocknet, das Unterbett wärmt schon seit zwei Wintern nicht mehr. Wenn sie dann mit repariertem Gepäck nach Hause fahren kann, wäre die Freude groß: „Als arme Rentnerin hätte ich viel Geld gespart.“ Das Sparen ist es aber nicht allein, was ehrenamtliche Helfer und ihre Kunden zusammenbringt, weiß der sachkundige Helfer Stephan Kuschner: „Es sind doch auch der Kontakt und das Gespräch, die uns alle hier zusammenbringen.“ Vor seinem Ruhestand habe er ständig im Außendienst gearbeitet und mit Menschen zu tun gehabt: „Das kann doch mit der Rente nicht einfach aufhören.“ Derweil hat er den Toaster von Hannelore Böcher wieder auf Vordermann gebracht: Der Toastaufsatz für Brötchen springt wieder ordnungsgemäß hoch.
Siegfried Rack (73), von Haus her Automatentechniker, sucht beim Akku-Sauger von Udo Maekler noch nach dem Fehler. Vielleicht vergeblich. Dann müsste Udo Maekler unter Umständen 80 € für einen neuen Akku ausgeben. Der Fachhelfer hätte aber einen kleinen Trost: „Bei so mancher Reparatur lernt man häufig doch eine neue Technik kennen.“