Von Roland Müller
Beim „17. Hörder SeHfest“ gab es richtig was zu gucken: Annähernd 40 Künstlerinnen und Künstler luden in ihre für das Publikum geöffneten Ateliers ein. Und es entwickelte sich, wie es ein Besucher schwärmte, „so eine Art Familienfest für Kunstinteressierte.“
Dabei spielte auch das Wetter mit: Bei herbstlichen Temperaturen ohne Regen blieb genügend Zeit, um einen ausführlichen und spannenden Spaziergang durch Hörde zu starten. Und der rege Besucherverkehr ließ die Veranstalter:innen schon am ersten Tag eine positive Bilanz ziehen, wie Beate Bach vom „Atelier Kunstflirt“ in der Alfred-Trappen-Straße: „Das Hörder SeHfest hat sich zu einem autarken Ereignis entwickelt und seinen Ruf als Hobby-Kunst schon längst hinter sich gelassen.“
Tatsächlich setzt Hörder Kunst vielfältige, bunte, professionelle Ausrufezeichen, die auch im Garten oder an ganz und gar „unkünstlerischen“ Standorten ihre Wirkung erzielen. So hat sich zum Beispiel Gaston Posmek für einen leicht verwilderten, grünen Hinterhof an der Suebenstraße entschieden, um dort in einigen Wellblech-Garagen seine Kunst zu präsentieren: „Das sind alles Fundstücke, die ich zusammenfüge und neues Leben entfalten lasse.“ Und wenn dann der eine oder andere Besucher im trüben Tageslicht der Garage nicht alles erkennt – dann, bitte – liegt eben auf dem einen oder anderen Tisch eine kleine Taschenlampe bereit.
Und ein dickes Lob hält auch Martina Wernicke bereit, die zwei Häuser weiter ihre abstrakte Malerei ausstellt: „Das SeHfest wird einfach großartig vermarktet und konnte sich so zu einer Erfolgsserie entwickeln.“ Derweil hat Stefanie Becker mit ihren Kunstfiguren aus Stein oder aufwändiger Bronze beobachtet: „Die Leute haben hier viel Spaß, ich rechne an beiden Tagen mit rund 500 Menschen, die durch meinen Garten schlendern.“ Neugierig werden auch die Werke von Michael Wienand beäugt, der im Lokal „Wohnzimmer im Piepenstock“ seinen meist kleinformatigen Objekten eine dreidimensionale Blickachse verleiht. Gleich nebenan, in einem Hinterhof der Schildstraße, ist auch wieder die Bildhauerin und Malerin Christa Bremer vertreten: Die renommierte Künstlerin „stellt den Menschen in den Mittelpunkt meiner Arbeit“ und will dabei „seine natürlichen Bewegungen“ in Kunst umsetzen.
Das Hörder SeHfest macht, wie es Besucherin Barbara Brunsing interpretiert, „bedingungslos neugierig“ und führt verschiedene Menschen an verschiedenen Orten zusammen, sogar in der Lutherkirche, wo Christina Kiefert und Sigurd Cordes aufregende Porträtbilder präsentieren.
Und nächstes Jahr? Da präsentiert das 18. SeHfest unter Umständen die jüngsten Teilnehmenden: Die Mädchen und Jungen von der Malschule am Friedrich-Ebert-Platz, die jetzt noch etwas allein in ihrem Atelier saßen und nur von draußen beobachtet werden konnten. Malstudio-Leiterin Anna Vikulowa: „Vielleicht müssen wir uns nur rechtzeitig anmelden.“ Genau: Schließlich gehört zu einer SeHfest-Familie auch der Nachwuchs.