
Von Roland Müller | Wenn die Rente nicht mehr reicht, wenn alte Menschen nach Pfandflaschen in Mülltonnen suchen, wenn Vereinsamung droht oder sich schon längst eingenistet hat, dann steht der gemeinnützige Verein „Seniorenglück“ als Helfer und Trostgeber bereit. Bis Ende 2024 war der Verein in Wellighofen beheimatet, jetzt findet man das Büro im Kaiserviertel.
Worte allein reichen dann nicht mehr, mit einer Rente unter 1200 Euro (Sozialhilfe und Wohngeld eingerechnet) rutschen Rentnerinnen und Rentner unter das Existenzminimum. Hans-Georg Schwarz, ehrenamtlicher Mitarbeiter und Organisationschef bei „Seniorenglück“, weiß, wem der Schuh am heftigsten drückt: „Es sind zu 90 Prozent Frauen, die nicht mehr ein noch aus wissen.“ Und dann ist das „Vereins-Glück“ zur Stelle: mit haltbaren Lebensmitteln oder Hygiene-Artikeln. Die Unterstützung kann aber auch bis zu einer neuen Waschmaschine reichen, wenn das alte Modell nicht mehr zu reparieren ist.
Die Lebensmittel stehen bereit im Rahmen einer „Seniorentafel“, die einmal im Monat in Hörde ihre Pforten im Ev. Gemeindehaus, Wellinghofer Straße 21, öffnet, wie am 20. März von 14 bis 16 Uhr. Derzeit führt „Seniorenglück“ rund 900 Rentnerinnen und 100 Rentner aus Dortmund in seiner Hilfsliste. Weitere fünf Tafeln finden sich an anderen Standorten im Stadtgebiet von Dortmund oder in der Nachbarschaft.
Allerdings müssen einige Voraussetzungen neben der geringen Rente erfüllt sein: Für Ehepaare gilt eine Rente von maximal 1900 €, beide müssen in Deutschland sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben und einen Rentenbescheid vorweisen können. Dabei spielt die Nationalität keine Rolle: Wenn z.B. eine Rentnerin zuvor in Portugal gearbeitet und erst später in Deutschland einen Job angenommen hat, dann werden eben beide Renten summiert. „Wir finden immer einen Weg, wie wir helfen können“, sagt Hans-Georg Schwarz. Wie bei jenem Rentner, der Probleme mit einem Beatmungsgerät hatte, die Krankenkasse sich aber nicht zuständig sah: „Da haben wir einfach einen Ersatzakku für 490 € besorgt.“
„Seniorenglück“, finanziell getragen von Mitgliedsbeiträgen, Spenden, hilfsbereiten Firmen und Stiftungen, denkt auch an den emotionalen Zustand seiner Rentnerinnen und Rentner und ruft ihnen zu: „Raus aus dem Schneckenhaus!“ Denn: alte Menschen machen sich nicht nur finanzielle Sorgen, sondern leiden zunehmend unter Einsamkeit. Deswegen gehören auch Kurzweil und Spaß zum „Glück“. So stehen zum Beispiel Ausflüge an die Nordsee, in den Allwetterzoo Münster oder nach Holland immer wieder auf dem Programm. Und schließlich gibt es auch „Glücks“-Momente, wenn es mit Leckerbissen „Gemeinsam gegen Altersarmut“ geht. Dann lädt „Seniorenglück“ etwa 25 Rentnerinnen und Rentner, monatlich im Wechsel, zum schmackhaften Schmaus in ein Restaurant ein.
Und in dieser Woche war es wieder soweit: Auf Einladung von „Seniorenglück“ kamen im Wellinghofer „Mozzarella“ Senioren und Seniorinnen zusammen, die sich allesamt auf italienische Spezialitäten freuen durften. Und der Wettergott tat sein Übriges und ließ zum Glück frühlingshafte Sonne den ganzen Mittag über scheinen. Wirt Bruno Rossi, seit 32 Jahren mit „Mozzarella“ in Wellinghofen ansässig, freute sich darüber hinaus über die musikalische Begleitung von Matthias Kartner, der mit seiner Band „Pur Harmony“ vor vielen Jahren die BVB-Hymne „You never walk alone“ auf deutsch kreierte. Und das Glück sprach schließlich auch aus den Gesichtern der alten Leute. Eine Rentnerin: „Ich bin 78 Jahre alt, habe doch fast keine Kontakte mehr, freue mich deswegen immer sehr auf diesen Tag.“ Und ihre Nachbarin ergänzte: „Einen Restaurant-Besuch kann man sich doch kaum noch leisten.“
Für beste Stimmung sorgte an diesem Tag Sänger Matthias Kartner, als er „Rote Lippen soll man küssen“ und „Aber dich gibt’s nur einmal für mich“ anstimmte. So geht eben Glück nicht nur durch den Magen, sondern zuweilen auch durch die Ohren.
Infos:
info@seniorenglueck-lebenshilfe.de
0171-14 20 230 (Frau Sbosny)
0174-61 79 834
Seniorentafel: monatlich im Ev. Gemeindehaus, Wellinghofer Straße 21
Demnächst: 20. März und 10. April, jeweils vo 14 bis 16 Uhr