
Von Roland Müller | Erinnerungen gehören zum Leben – manchmal sind sie optimistisch gefärbt, zuweilen auch in dunkle Farben getaucht, dann gerät ein blendender Weißwein nicht in Vergessenheit, und schließlich ist auch ein Nikolaus, der vor 45 Jahren erschien, nicht wegzudenken – wie an der Weinbar des „Akzenta“-Marktes in Hörde, die doch erst im Juni 2023 eröffnete. Wie geht das? Der Reihe nach.
„Akzenta“ (Rewe) an der Faßstraße, dort, wo einst die Fässer der Stifts-Brauerei (Erinnerung!) abgefüllt wurden, entwickelte sich mit der Vielfalt seiner Lebensmittel rasant zu einem Volltreffer, den die Hörderinnen und Hörder sich insgeheim wohl sehnlich gewünscht hatten. Denn: Mit der Weinbar und ihren rund 20 Hockern trat ein Nachfolger der berühmten „Eck-Kneipe an“, die zwar kein Export oder Pils zapfte, sich wohl aber rasch zu einem Treff des nachbarschaftlichen Gesprächs aufschwang.
Natürlich serviert die Weinbar keine Frikadellen oder Mettbrötchen (Erinnerung!), wohl aber Leckereien von den Akzenta-Feinkosttheken. Und dann hängen die Nasen eben nicht im Bierschaum, wohl aber im Duft eines frischen Grauburgunder-Weins oder eines mit spanischem Rotwein gefüllten Glases. Und das alles unter der Regie von Weinbar-Chef Christian Kurze, von Alexa Gneickow, die als gelernte Verkäuferin die Bedienung an der Bar verantwortet, und Marc Eggert, gelernter Einzelhandelskaufmann, der den Kundenservice und den Weinbestand im Auge hat.
Am Spruch „Von Bier auf Wein, das ist doch fein“ kann man vielleicht zweifeln, nicht aber an der Zeitenwende, die Bier, Stahl und Hoesch nur noch in Erinnerung (!) hält, wie auch an den modernen Entwicklungen, die in Hörde Raum greifen. Dazu gehören heute die moderne Architektur, der Phoenix See, das diverse Angebot im Lebensmittelbereich und eben auch – der Wein. Nicht so preiswert wie ein Bier, in Maßen genossen aber ebenso lecker und ein Förderer des Gesprächs von Barhocker zu Barhocker. Etwa so: „Kennen wir uns nicht? – Ja, glaube ich auch. – Ja, woher denn? – Aus der Brücherhofstraße? – Mensch, warst du nicht vor langer Zeit unser Nachbar? – Jetzt sagt mir nicht, dass Ihr Susi und Reiner seid? – Ja, klar, du hast doch vor über 45 Jahren den Nikolaus für unsere beiden Töchter gespielt, Hartmut!!“ Erinnerungen, die lebendig werden – an der Akzenta-Weinbar. Und nicht die einzigen seit der Eröffnung: Schulzeiten, alte Lieben, große Fêten. Erinnerungen – wie schön!
Damit hatten die Akzenta-Betreiber nicht unbedingt gerechnet, wohl aber auf den Erfolg ihrer Strategie. Weinbar-Chef und staatlich geprüfter Sommelier Christian Kurze: „Wir verbinden mit unseren Weinen auch einen gastronomischen Ansatz, den das Publikum gerne annimmt.“ Und Alexa Gneickow, die den Service an der Bar immer mit einem charmanten Lächeln unterstreicht: „Ich freue mich auf jeden Gast, den ich wiedersehe.“ Das Erfolgsgeheimnis des „Wein-Trios“ liegt aber wohl auch an der Freude zur Arbeit, wie Christian Kurze, Alexa Kneikow und Marc Eggert einmütig betonen: „Wir möchten, dass sich an der Bar und an den Tischen alle wohlfühlen.“ Und damit die Frikadelle nicht in Vergessenheit gerät, erinnert sich Christian Kurze: „Da habe ich den Wunsch eines Gastes nach einer Fisch-Frikadelle mit Hilfe unserer Restaurant-Küche erfüllt.“ Getreu dem Trio-Motto: Zeit für den Gast nehmen, erklären und Gespräche führen.
Ob der Gast da die Frikadellen-Kunst seiner Oma vor Augen hatte, wissen wir nicht, sei daher der Erinnerung (!) anheim gestellt. Übrigens: Susi, Reiner und Hartmut besuchen nach ihrer Reise in die Erinnerung jetzt regelmäßig die Weinbar. Vielleicht taucht aber im kommenden Dezember auch ein Nikolaus in Echtzeit auf.
Info:
Weinbar, Fred-Ape-Weg 77
Tel.: 0231-618079 – 951
christian.kurze@akzenta.org
Montags Ruhetag
Geöffnet von 12 bis 21 Uhr