„Soccer-Mädchen“ beim VfL Hörde

Vorne die Jüngsten Sara, Razan, Harjot, Jill und Coe. Trainerinnen Burcak Bayraktar (li.) und Asude Yildizli (re.) Foto: RoMü
Vorne die Jüngsten Sara, Razan, Harjot, Jill und Coe. Trainerinnen Burcak Bayraktar (li.) und Asude Yildizli (re.) Foto: RoMü

Von Roland Müller | „Auf dem Platz dulden wir keine Negativität!“ Was sich so anhört, wie ein an den Ort gebundenes philosophisches Verbot, gilt in diesem Fall auf dem Kunstrasenplatz des VfL Hörde, wo die „Soccer-Mädchen“ gerade lernen, mit dem Fußball umzugehen. Und da dulden die Trainerinnen Burcak Bayraktar (28) und Asude Yildizli (24) – beide Studentinnen der Sozialarbeit an der Fachhochschule Dortmund – auch keinen Widerspruch der 7- bis 14-Jährigen Mädchen, die mit Eifer und Lust gegen den Ball treten. Denn: „Die Kinder sollen sich hier geborgen und wohl fühlen.“ Also nicht die Mitspielerin kritisieren: „Was bis du heute grottenschlecht“, sondern eher so: „Du kannst das eigentlich viel besser.“ Nebenbei: Wäre vielleicht auch eine Vorgabe für den Profifußball. Bei Nichtbefolgung: Freistoß!Und wie sicher die Mädchen sich auf dem Rasen fühlen, bekennen alle mit den gleichen Worten: „Weil mir der Fußball so viel Spaß macht.“

Das ist nicht nur Verdienst der Trainerinnen, sondern auch dem Einsatz des VfL Hörde geschuldet. Projektleiter Dirk Stute und Trainer Christian Schorm betonen: „Wir sind ein Integrationsverein ,Fußball’, der den Soccer-Mädchen das Leben in Schule, in der Nachbarschaft und für die Zukunft erleichtern und Brücken schlagen will.“ Und genau diesen Ansatz verfolgen auch die beiden Trainerinnen bei der Arbeit auf dem Platz: „Wir haben in der Schule, in unserer Jugendzeit erleben müssen, welche Angst Rassismus macht, wie schwierig sich Integration zuweilen gestaltet.“ Die beiden jungen Damen wurden übrigens in Deutschland als Kinder türkischstämmiger Eltern geboren.
Und beide haben die Herzen ihrer 16 bis 20 Mädchen, die sich immer montags um 16 Uhr im Goy-Stadion treffen, längst gewonnen. Dabei dürfen sich die Jüngsten, gerade mal sieben, acht Jahre alt, beim Kennenlernen auch über ihre Lieblingstiere unterhalten. Burcak und Asude: „Sowas schafft Vertrauen untereinander und fördert den Mannschaftsgeist.“ Wenn sich die Mädchen auch manchmal im Ehrgeiz verlieren, so wissen sie doch fair zu kämpfen, zum Beispiel um den Ball, wenn der gerade ins Aus rollen will. Natürlich finden sich auch Pässe, Abspiel, Kondition und die Anfänge der Taktik auf dem Lehrplan. Und schließlich stehen zum Trainingsabschluss die Spiele  „Rot“ gegen „Grün“ auf dem Programm. Dann fallen viele Tore, und zwei Torschützenköniginnen gibt es natürlich auch, nur: Maria und Jill wissen nicht ganz genau die Anzahl ihrer Treffer: „So 20 bis 30 ungefähr.“
Irgendwann wird sich dafür aber auch das Gedächtnis automatisch schärfen. Ganz bestimmt dann, wenn die Trainerinnen zur Überzeugung gelangt sind, dass der Antrag beim Fußballbund zur Mädchen-Liga gute Chancen hat. Dann werden die erzielten Tore von Maria und Jill aber ganz genau gezählt. Und dann geht es auch um Auf- oder Abstieg. Und so eine Aufnahme in die Liga macht die Soccer-Mädchen vom VfL Hörde ganz bestimmt glücklich – denn auch sie erleben Rassismus, kämpfen um Anerkennung und Integration.