Von Roland Müller | Hörde ist wetterfest. Und seine älteren Bürgerinnen und Bürger obendrein selbstbewusst: Wenn man mit der U-Bahn Richtung Norden fährt, heißt es nicht „Wir fahren in die Stadt“, sondern „Wir fahren nach Dortmund“. Die Stadt heißt Hörde, und von dort geht es Richtung Dortmund. Die Überzeugung der Alteingesessenen nährt sich aus dem Umstand, dass Hörde auf eine Tradition mit Stahl, Hoesch, Stifts-Brauerei und eben Eigenständigkeit verweisen kann. Und diese Tradition ist jetzt auf Corten-Stahl (Hoesch!) gegossen und als „Info-Stele“ aufgestellt: gleich dreimal, übermannsgroß, in der Nagelschmiedegasse zwischen Faßstraße und Alfred-Trappen-Straße, an der Bahnhofstraße (Höhe Stadtgarten) und in der Friedrich-Ebert-Straße.
Dort ist manch Wissenswertes, Erstaunliches und – ja, auch – Erfreuliches in Bild, Schrift und Plan zu entdecken: Was hat Hördes Stadtumbau bewirkt, wie hat sich Hörde von 1976 bis heute verändert und zwar mit Hilfe von Fördermitteln, die aus den Kassen von Europäischer Union, Bund, Land und Stadt Dortmund stammen?
Der Hörder Bahnhof hat ein neues Gesicht erhalten, nur – leider – musste er bei seiner Verjüngungskur auf die 1902 erbaute Stahlbrücke über die Bahngleise verzichten und mit einer neuen Brücke aus bloßem Beton vorliebnehmen. Die im prachtvollen Jugendstil erbaute und dann abgerissene Brücke wird leider auf der Info-Stele am Stadtgarten nicht erwähnt.
Nicht vergessen ist hingegen die Hörder Bier-Geschichte; natürlich fehlt auch das Stahlwerk Hoesch mit seinen imposanten und prägenden Stadtbildern auf dem Phoenix-Gelände und an der Faßstraße nicht. Heute genießt man von dort einen Blick auf den Seehafen. Und schließlich erinnert die Info-Stele zu Beginn der Friedrich-Ebert-Straße an die auf dem gleichnamigen Platz bewegte Geschichte Hördes mit Synagoge, Rathaus und alter Post. Dabei zeigen die Fotos von damals, wie die noch jungen Bäumen erwachsen wurden und unzählige Stürme überlebt haben. Den Platz prägen heute ein Kaufhaus, Geschäfte und moderne Wohnhäuser. Die alte Straßenbahn hat sch als U-Bahn unter die Erde verflüchtigt.
Eine Stele steht noch nicht; sie wird bis Ende des Jahres in der Keltenstraße Platz finden. Die kleine Straße, die nur wenige Häuser und ein Spielplatz säumen, befindet sich zwischen Phoenixseestraße und Hörder Phoenixseeallee, Abzweig gegenüber des KIA-Autohauses. Jedenfalls lohnt sich von dort ein Spaziergang entlang des Hoesch-Geländes – oh, Verzeihung – entlang des Phoenixsee-Ufers bis in die Hörder Innenstadt, wo weitere Kapitel der Stadtentwicklung (s.o.) aufgeschlagen werden.
Zum Schluss noch ein kleiner Blick auf Hörder Historie: An der Kreuzung Wellinghofer-, Gilden- und Nortkirchenstraße ist eine hohe Hausfassade schon vor Jahren mit einem leicht buntem Gemälde versehen. Im Mittelpunkt steht eine Kirche, deren Uhrzeiger auf 19:28 Uhr stehen – 1928 wurde die Stadt Hörde nach Dortmund eingemeindet. Da hat die Stadt Hörde ihre Selbstständigkeit verloren – bis heute aber nicht ihr Selbstbewusstsein.
Info:
Die sechs Stelen und ihre Standorte: Nagelschmiedegasse (drei Stelen), Friedrich-Ebert-Straße (eine Stele), Bahnhofstraße/Stadtgarten (eine Stele), Keltenstraße (in Entwicklung)
Corten-Stahl: ein wetterfester Baustahl, der mit einer Rost- und Sperrschicht vor weiterer Korrosion schützt.