
Von Roland Müller | „Wir sind in Dortmund so freundlich aufgenommen worden, man hat unseren Familien und Kindern immer geholfen, dass wir nun der deutschen Gesellschaft etwas zurückgeben wollen“, erzählen lächelnd und, ja, auch begeistert, Flüchtlingsfrauen aus dem Irak, Syrien oder anderen von Krieg und Not betroffenen Ländern. Schon vor fünf oder sechs Jahren hat sie ihr Flüchtlingsschicksal nach Dortmund geführt, viele von ihnen besitzen schon die deutsche Staatsbürgerschaft. Und heute? Da nennen sich 16 Damen „Kochpioniere“, bereiten jeden Montag abwechselnd in Vierer-Gruppen ein leckeres Mittagessen in der „Frauenübernachtungssstelle“ an der Nortkirchenstraße vor. Wer in dieser Übernachtungsstelle eine vorübergehende Unterkunft gefunden hat, ist vom Schicksal und von persönlicher Not gezeichnet.
In dieser Situation ergab sich nun praktisch ein Dreiklang: In 2009 gründete sich zunächst in Dortmund der Verein „Chancengleich in Europa“ mit dem Ziel, sich insbesondere für Migrantinnen und Migranten einzusetzen, den Zugang für Bildung und Beschäftigung zu erleichtern. Geschäftsführerin Ingibjörg Pétursdóttir: „Wir freuen uns daher sehr, dass wir den Oberbürgermeister bei einem Besuch von unseren Zielen überzeugen konnten.“ Und das auch mit positiven Folgen: Die Gemeinwohl-Stiftung der Stadtsparkasse sorgte im Rahmen des Nachbarschaftsprogramms der Stadt Dortmund für den „zweiten“ Klang und beteiligte sich mit einem einmaligen Zuschuss von 6 000 € für das Kochprojekt. Den „ersten Klang“ aber setzten die Flüchtlingsfrauen als „Kochpioniere“ und entwickelten eine Idee im „Gesprächscafé“ des Chancengleich-Vereins, die vor einigen Monaten in die Tat umgesetzt wurde. Mit ganz wunderbar positiven Ergebnissen: Die Frauen der Übernachtungsstelle, oft in schwieriger Lage, vielleicht auch gefallen in ein psychisches Loch, erfahren mit dem für sie zubereiteten Mittagessen eine ganz unerwartete Wertschätzung, die sie lange nicht mehr erlebt haben. Und die „Kochpioniere“, die sich ganz bewusst nicht „Pionierinnen“ nennen wollten? Nun, diese Damen, so hat es Fabiola Baumann, Leiterin des Kochprojekts, beobachtet, „gewinnen an Selbstvertrauen nach dem Motto ‚Wir können doch wirklich viel, und den Kochkurs besonders gut!’“
Mittlerweile hat sich in der Organisation auch schon etwas wie Routine eingenistet: Die Kochpionier-Frauen kaufen selbständig ein, achten auf Sonderangebote und bereiten jedes Mittagessen für den folgenden Montag akribisch vor. Am Ende profitieren auch die Helferinnen von ihrem Einsatz, freuen sie sich doch über einen weiteren Schritt in Richtung Integration. Und da spielt natürlich auch der Speisenplan eine wichtige Rolle. Denn: Was mögen denn die Frauen der Übernachtungsstelle besonders gern? Keine Frage: „Kartoffeln und Gulasch“ wird einhellig in die Runde gerufen. Warum? Na, heißt es, „da sind am Ende doch immer alle Teller leer!